Was macht Habibi & Hawara?
Fehlende Deutschkenntnisse, Schwierigkeiten bei der Anerkennung von Ausbildungen und Qualifizierungen, mangelnde Informationen in den Unternehmen sowie gesellschaftliches Misstrauen stellen Geflüchtete bei ihrer Jobsuche vor große Hürden. Um dennoch einen langfristigen Integrationserfolg sicherzustellen, ist eine frühzeitige Arbeitsmarktinklusion von enormer Bedeutung.
Um Geflüchteten und MigrantInnen in diesem Zusammenhang Perspektiven und Chancen zu eröffnen, hat das Wiener Unternehmen Habibi & Hawara ein erfolgreiches Social Business-Konzept entworfen: Die Vision ist es, Menschen mit Migrationshintergrund ein wertschätzendes Arbeitsumfeld zu bieten, sie nach ihren Stärken und Motivationen zu qualifizieren und die motiviertesten und talentiertesten zu UnternehmerInnen auszubilden.
"Habibi & Hawara ist eine kompetente, optimistische, funktionierende und schmackhafte Antwort auf die Frage, wie gelungene Integration aussehen kann."
TRIGOS Award 2018
Habibi & Hawara: Integrationsprojekt und kulinarischer Hotspot
Habibi & Hawara ist ein Restaurant- und Cateringbetrieb aber zugleich auch ein privater und unabhängiger Inkubator, der im Rahmen eines Ausbildungs- und Integrationsprogramms Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund mit dem nötigen Rüstzeug versieht, um ein eigenes Unternehmen zu gründen.
Im Mittelpunkt des gesamten Konzepts steht das Restaurant im 1. Wiener Gemeindebezirk: Frei nach dem Motto "Make Menschlichkeit great again" bietet Habibi & Hawara hier Geflüchteten einen sicheren Arbeitsplatz sowie die Möglichkeit zur Ausbildung und Qualifizierung. Im Miteinander mit Einheimischen wird hier sechs Tage die Woche österreichisch-orientalische Fusionsküche serviert – begleitet von arabischer Herzlichkeit und Wiener Schmäh.
"Wir erkennen im Habibi & Hawara, wie sehr das Zusammenbringen von Menschen – trotz unterschiedlicher Herkunft, Kultur, Weltbild oder Religion – funktioniert. Wenn man ein gemeinsames Ziel definiert, ist diese Vielfalt in Wirklichkeit ein riesiger Vorteil. Man muss nur die richtigen Mechanismen und Werkzeuge finden, um aus dieser Vielfalt einen Vorteil zu schaffen."
Martin Rohla, Gründerteam und Eigentümer Habibi & Hawara
Die quantitative und geographische Verbreitung des Gastro-Konzepts sowie die Skalierung der sozialen Wirkung ist nun der nächste Schritt: Geplant ist ein Social-Franchise-System mit Food-Take-Aways, die von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen mit Migrationshintergrund in Eigenregie geführt werden.
"Es geht darum, diesen Menschen über die ersten Hürden zu helfen und ihnen unternehmerisches Handwerkszeug mitzugeben. Gewerbespezifische Sprach- und Vorbereitungskurse für Lehrabschluss- oder Gastro-Konzessionsprüfungen sollen die bereits erworbene praktische Ausbildung unserer MitarbeiterInnen komplettieren, um weitere Habibi & Hawaras in naher Zukunft eröffnen zu können. "
Mag. Katharina Schinkinger, Gründerteam und Directrice Habibi & Hawara

Das Integrationsprojekt hat sich über die Jahre zu einem kulinarischen Hotspot entwickelt: Nicht nur Staatspräsident Van der Bellen ist hier ein oft gesehener Gast, sondern auch der ehemalige UNO Generalsekretär Ban Ki-moon hat bereits im Habibi & Hawara gustiert.
Neben positivem Kundenfeedback ließen auch viele Auszeichnungen, wie der TRIGOS Award 2018 in der Kategorie "MitarbeiterInnen-Initiativen", den Bekanntheitsgrad des Restaurants steigen. Erfolge, die sich auch in Zahlen niederschlagen: Seit der Gründung 2016 hat sich der Umsatz verdreifacht und seit vergangenem Jahr schreibt das Unternehmen operativen Gewinn.
Wie funktioniert das Geschäftsmodell?
Habibi & Hawara ist ein integriertes Social Business mit klarer Gewinnabsicht, bei dem die Adressaten der sozialen Mission als ArbeitnehmerInnen auftreten. Die Haupteinnahmequelle stellt derzeit das Restaurant- und Cateringbusiness dar, deren Umsätze sich auf 80 und 20 Prozent verteilen. Weitere Einnahmen erzielt das Unternehmen seit 2018 durch den eigenen Webshop mit Merchandising Artikeln.
(Die Merchandising Artikel sind zu 100% aus zertifizierter Biobaumwolle, fair wear und in der EU produziert.)
Ab Herbst 2019 wird das zweite Restaurant auch als Startpunkt für das zukünftige Social-Franchise-System gegründet. MitarbeiterInnen werden zu UnternehmerInnen ausgebildet um so selbst Arbeitsplätze für Geflüchtete, MigrantInnen aber auch ÖsterreicherInnen zur Verfügung stellen zu können, ohne dabei die unternehmerischen Risiken von Anfang an zu 100 Prozent selbst tragen zu müssen. Zudem können sie im Netzwerk strategische und operative Managementservices sowie die Markenbekanntheit nutzen.
(Standort des zweiten Habibi & Hawara Restaurants im Nordbahnviertel.)
Das zweite Habibi & Hawara Restaurant im Nordbahnviertel soll als Pilotbetrieb und Evaluierungslabor dienen. Neben 60 Indoor-Sitzplätzen wird es auf der beheizbaren Arkade reichlich Platz zum Speisen geben. Wirtschaftliche Erträge werden in die Expansion des Social-Franchise-Systems und dessen Qualifizierungs- und Trainings-Programm reinvestiert.
Habibi & Hawara Klassiker: Ab Sommer 2019 bei BILLA und MERKUR gelistet
Im Zuge der Skalierung wird außerdem ein weiterer großer Schritt getätigt: Ab Sommer 2019 sind viele von Küchenchef Josef Pieringer (früher u.a. Motto am Fluss und Daniel) kreierte Köstlichkeiten von Habibi & Hawara auch im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel erhältlich. So können die Klassiker, wie z.B. frische orientalische Salate, bald in allen Wiener MERKUR-Märkten und ausgewählten BILLA-Filialen erworben werden.
Woher kommt die Geschäftsidee?
Mit der Initiative „Hosten statt Posten“ fing alles an: Um etwas zu bewegen statt nur darüber zu reden, lud Martin Rohla gemeinsam mit Nina Mohimi und Katharina Schinkinger Geflüchtete 2015 dazu ein, sich am Gelände des Vereins "Stadtflucht Bergmühle" von den Strapazen der Flucht auszuruhen. Bei 20 "Hosten statt Posten"-Events trafen 300 "Stadtflucht" Mitglieder und Hosts auf über 1.300 Geflüchtete zum gemeinsamen Essen und Trinken.
(v.l.n.r.: Martin Rohla, Katharina Schinkinger, Josef Pieringer)
Durch die Nähe und Gespräche zu den geflüchteten Menschen wurde schnell klar, dass der Begriff "Flüchtling" zu oberflächlich ist. "Es kommen Menschen mit Potential und Talenten", so Rohla. Gemeinsam mit seinen MitstreiterInnen entwickelte der Unternehmer und Biolandwirt deshalb im Winter 2015 die Idee, ein Restaurant mit ebendiesen Talenten zu eröffnen.
Zur Probe wurde das Pop-up-Projekt "Nächstenliebe" im Januar 2016 ins Leben gerufen. Im Mai 2016 folgte das Habibi & Hawara mit fixem Standort in der Wipplingerstraße im 1. Wiener Bezirk, um eine Antwort auf die Herausforderungen der Integration von Geflüchteten zu bieten.
Auszeichnungen
Habibi & Hawara in den Medien
(UNO Generalsekretär Ban Ki-moon im Habibi & Hawara | ORF ZIB 1 Dezember 2016)
(Konzept im Portrait: Habibi & Hawara | ROLLING PIN Magazin 2018)